Sommerexkursion des Fachbereichs EIT

Nach längerer Pause hat der Fachbereich Elektro- und Informationstechnik der TU Kaiserslautern in diesem Jahr eine alte Tradition wieder aufleben lassen: Die große Sommerexkursion des Fachbereichs. Zugleich war die Wiedereinführung dieser Veranstaltung  mit einem Novum verbunden: Erstmals wurde die Exkursion gemeinsam mit der Fachhochschule Kaiserslautern veranstaltet, genauer gesagt mit dem Fachbereich "Angewandte Ingenieurwissenschaften".

Die Wiedereinführung geht auf eine Initiative von Herrn Prof. Wellßow, Lehrstuhlinhaber und VDE Jungmitgliederbetreuer an der TU Kaiserslautern, zurück. Mit der Idee einer einwöchigen Exkursionswoche konnte er den späteren Hauptorganisator, die VDE Hochschulgruppe Elektrotechnischer Kreis (kurz ETK) der TU, begeistern. „Von Anfang an ließ uns diese Idee nicht mehr los und spornte unseren Ehrgeiz an“, berichtet der 1. Vorsitzende des ETK, Florian Diel. Neben einem kleinen Unkostenbeitrag, den die Teilnehmer zu entrichten hatten, wurde die fünftägige Tour vollständig durch Spenden getragen. Diese wurden von mehreren Lehrstühlen des Fachbereichs Elektro- und Informationstechnik der TU, des VDE-Bezirksverbands Kurpfalz sowie dem Freundeskreis der FH beigesteuert.

Die insgesamt 40 Teilnehmer, größtenteils Studierende der beiden Hochschulen, aber auch Mitarbeiter und Professoren, besuchten in den fünf Exkursionstagen verschiedene Unternehmen der Elektroindustrie im süddeutschen Raum und in der Schweiz.

Erstes Ziel der Reise war das Rheinhafen-Dampfkraftwerk der EnBW AG in Karlsruhe. Der am Rhein gelegene Standort besteht aus einem Kohlekraftwerk mit einer Leistung von 550 MW und einem 1998 in Betrieb genommenem Gas- und Dampfkraftwerk mit einer Leistung von 365 MW. Die Teilnehmer konnten sich in Vorträgen und einem anschließenden Rundgang durch das Kohlekraftwerk über dessen Geschichte von seinen Anfängen bis heute informieren, sowie den gesamten Kraftwerksprozess von der Anlieferung der Kohle bis zur Einspeisung der elektrischen Energie in das Netz mitverfolgen.

Von Karlsruhe aus ging es weiter nach Freiburg zum Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE), welches mit über 1.200 Mitarbeitern das größte Solarforschungsinstitut Europas ist. Die Arbeit des Instituts reicht von der Erforschung der Grundlagen zur Nutzung solarer Strahlungsenergie bis hin zur Prototypenentwicklung und dem Aufbau von Demonstrationsanlagen. Besonderes Interesse weckte die Arbeit des Instituts im Bereich der Wasserstofftechnologie und der hauseigenen Wasserstofftankstelle.

Der erste Exkursionstag endete am Übernachtungsort in Lörrach, von wo es am nächsten Morgen weiter in die Schweiz nach Basel zur Haefely Test AG ging, dem Marktführer für Hochspannungs-Prüfgeräte. Haefely produziert den ursprünglich von Messwandlerbau Bamberg entwickelten Hochspannungsbaukasten und ist so praktisch in jedem Hochspannungslabor präsent.

Von Basel aus ging es weiter nach Laufenburg zum dortigen Laufwasserkraftwerk, wo die Kraft des Hochrheins zwischen Bodensee und Basel seit über 100 Jahren zur Stromgewinnung genutzt wird. Das 1909 errichtete, zur Energiedienst-Gruppe gehörende Kraftwerk, besitzt mit seinen zehn Straflo-Turbinen eine Leistung von 106 MW und produziert ca. 700 GWh elektrische Energie jährlich. Die Faszination dieser Anlage zeigte sich vor allem während dem Rundgang entlang der mannshohen Zuleitungsrohre und Synchronmaschinen. Insbesondere die ausländischen Teilnehmer der Exkursion waren überrascht, als sie beim Gang über das Stauwehr die Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz überwinden konnten, lediglich durch einen Schritt über eine weiße Linie auf dem Boden des Wehres.

Weitere Station an diesem Tag war der Schweizer Übertragungsnetzbetreiber Swissgrid und die 380-kV-Schaltanlage in Laufenburg, die als „Stern von Laufenburg“ in die Geschichte der europäischen Energieversorgung eingegangen ist. 1958 wurden dort die Netze von Deutschland, der Schweiz und Frankreich zusammengeschaltet und so der Grundstein für das europäische Verbundnetz gelegt, das heute 450 Millionen Menschen in 23 Ländern versorgt – Laufenburg ist also sozusagen das Symbol für die elektrische Einheit Europas. Nach der Besichtigung der Schaltanlage konnten sich die Teilnehmer in einer sehr angeregten Diskussion über die netztechnischen Herausforderungen der Energiewende in Deutschland und Europa sowie der Rolle der Schweiz dabei austauschen. Bei einer Führung durch die dortige Netzleitstelle konnte die Gruppe sich live davon überzeugen, wie komplex die Aufgabe ist, ein derartiges Netz stabil und allzeit verfügbar zu halten. Seinen Abschluss fand der Exkursionstag in der Jugendherberge in Baden.

Am nächsten Tag stand ein Besuch der ABB AG in Oerlikon auf der Agenda, wo die Produktion von gasisolierten Schaltanlagen besichtigt wurde und sich die Teilnehmer über Einstiegsmöglichkeiten bei ABB, insbesondere dem Trainee Programm und Praktika informieren konnten. Übernachtet wurde schließlich in Bregenz, auf der österreichischen Seite des Bodensees. Der sonnige Nachmittag stand zur freien Verfügung und wurde unter anderem dazu genutzt, die Seebühne von Bregenz zu besichtigen oder in einem der zahlreichen Lokale an der Seepromenade ein original Bodensee-Felchen zu genießen und dabei den Tag ausklingen zu lassen.

Am nächsten Tag hatten die Teilnehmer Gelegenheit, sich bei NDSatCom in Immenstaad über satellitengestützte Lösungen für Breitband-VSAT, Rundfunk und militärische Kommunikations­netzwerke zu informieren. NDSatCom beschäftigt weltweit 400 Mitarbeiter in zehn Ländern. Das zu EADS gehörende Unternehmen beliefert unter anderem die Bundeswehr mit der Bodeninfrastruktur zum Aufbau satellitengestützter Kommunikation, aber auch Rundfunkanstalten.

Eine ausgedehnte Feuerwehrübung bei NDSatCom brachte den weiteren Zeitplan gehörig ins Wanken, so dass der im Anschluss geplante Besuch bei Voith Turbo in Heidenheim leider entfallen musste und lediglich Voith Hydro besichtigt werden konnte. Neben den beiden Unternehmensbereichen Voith Turbo und Voith Hydro, sind Voith Industrial Services und Voith Paper weitere Bereiche des Konzerns. Voith Hydro ist Komplettanbieter für die Ausrüstung von Wasserkraftwerken. Dabei werden alle Komponenten für Groß- und Kleinwasserkraftwerke abgedeckt, von Generatoren, Turbinen, Pumpen, elektrischen und mechanischen Kraftwerksausrüstungen, über Automatisierungssysteme bis hin zu Serviceleistungen mit Ersatzteilen und Wartungsdiensten. Außerdem entwickelt das Unternehmen im Bereich der Meeresenergie Technologien zur Nutzung von Gezeitenströmungs- und Wellenenergie. In einer eindrucksvollen 3D-Show wurde die Teilnahme an einem virtuellen Rundgang durch ein Wasserkraftwerk möglich und im Anschluss daran folgte ein Besuch des Entwicklungslabors. Dort konnten sich die Teilnehmer in einer spannenden Demonstration von der zerstörerischen Kraft der Kavitation überzeugen. Übernachtet wurde an diesem ereignisreichen Tag in Heidenheim.

Am letzten Exkursionstag stand ein Besuch bei IBM Research & Development in Böblingen auf dem Plan. Dort wurden unter anderem die Chipproduktion und die Produktentwicklung erläutert. Durch ein großzügiges Mittagessen gestärkt, ging es weiter zu Bosch in Tamm, die sich mit der Entwicklung von Elektro- und Hybridfahrzeugen befassen. Vor Ort wurden die Teilnehmer zuerst einmal über die Unterschiede zwischen Range-Extender, Plug-In-Hybride und reinen Elektrofahrzeugen aufgeklärt, um danach anhand von zwei Exemplarmodellen eine sehr weitreichende Fragerunde zu eröffnen. Als Abschluss wurde die dortige Hardware-in-the-Loop Entwicklung vorgestellt und die Prüfstände vor Ort ausgiebig besichtigt. Von Tamm aus traten die Exkursionsteilnehmer die gemeinsame Heimreise nach Kaiserslautern an.

Das Fazit dieser Woche fiel bei allen Teilnehmern sehr positiv aus. Die Studierenden waren beeindruckt vom praktischen Einblick in die Arbeit eines Elektroingenieurs, dessen Inhalte sie sonst nur theoretisch aus den Vorlesungen kennen. Viele Teilnehmer nutzten die Gelegenheit um Firmenkontakte zu knüpfen und die zahlreiche Möglichkeiten für Praktika, Studienarbeiten, Bachelor- und Masterarbeiten oder Chancen für den beruflichen Einstieg wurden durch die Unternehmen aufgezeigt, was bei allen Teilnehmern einen bleibenden Eindruck hinterließ.

Die Entscheidung, die Fahrt als gemeinsame Exkursion von FH und TU anzubieten, hat zur nachhaltigen Vertiefung der Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den Studierenden beider Hochschulen geführt und alle waren sich im Anschluss einig: “Eine Exkursionswoche sollte es auch im nächsten Jahr wieder geben!“